Am 27. April fand im Rahmen der Stiftungswoche eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bildung, der GEV des Andreas-Gymnasiums in Friedrichshain-Kreuzberg und uns als Landeselternausschuss statt. Hier ein kurzer Bericht zu den Ergebnissen.
Nach kurzen Führungen durch die „Highlights“ des Andreas-Gymnasiums (Turm, Quelle, Ateliers u.v.m.) gab es einen Impulsvortrag zum Thema Schulsanierung und damit verbundene Möglichkeiten und Chancen und einen kurzen Film über die aktuelle Situation am Andreas-Gymnasium. Daran schloss sich ein Diskussionforum an acht Thementische (Schüler_innen, Eltern, Pädagog_innen, Schulleiter_innen, Verwaltung, Politik, Bauplanung und Bauausführung, Hausmeister_innen und Servicepersonal) an. Der Abend endete mit einem offenen Austausch zum Thema Schulbau.
Die Thementische hatten in ihrer jeweiligen Zusammensetzung
- Schüler_innen
- Eltern
- Pädagog_innen
- Schulleiter_innen
- Verwaltung
- Politik
- Bauplanung und Bauausführung
- Hausmeister_innen und Servicepersonal
folgenden Fragen zu bearbeiten:
Problem
Was sind aktuell die größten Probleme? Wodurch oder durch wen werden diese Probleme verursacht?
Ursache
Warum wird es nicht besser? Was fehlt um die Probleme in den Griff zu bekommen?
Lösung
Was können die Probleme gelöst werden? Wer muss was machen? Was muss verändert werden?
Schulleitung
Problem
- zu wenige Ressourcen in Berlin
- unterschiedliche Voraussetzungen für die Schulen, lageabhängig
- Schulkonzept wird nicht berücksichtigt
- Schulen werden in die bezirkliche Planungen nicht einbezogen
- falsche bzw. fehlende Planungsschritte
- zu wenig Personal
- schlechter Sanierungszustand (Fassade, Fenster etc.)
- zu viel Verwaltung
- zu viele beteiligte Ämter
- Beteiligung der Schulen derzeit als „Alibiveranstaltung“
- zu lange Umsetzungs- und Genehmigungszeiten
- die Umsetzung dringlicher Bedarfe dauert zu lange
Ursache
- Umsetzung durch Bezirk ist vom Land (Finanzierung) abhängig
- fehlende Professionalität und professionelle Strukturen
- Sparzwang: Personalmangel
- Sparzwang: Ressourcenmangel
- es gibt kein Gesamtkonzept für eine Schule - es wird saniert, wenn Geld vorhanden ist, Stückelung
- klare Strukturen fehlen zwischen Schulleitung, Bezirk und Politik
- Abhängigkeit von zweistufiger Verwaltung
Lösung
- Ein Schulgebäude, das die Wünsche der Schüler_innen und der Lehrer_innen darstellt.
- Umsetzung der Sanierungspläne der Stadtumbau Ost: Ergänzungsbau etc.
- 25 Mill. Euro Lottogewinn und freie Hand!
Lehrer_innen
Problem
- die Klassen müssen kleiner sein
- mehr Hausmeister_innen
- lange Kommunikationswege
- Hausschuhe
- ein schönes Schulgebäude muss auch gut geputzt werden
- Wie kommt es zu den Unterschieden im baulichen Zustand der Gebäude?
- es fehlen Bewegungsräume
- Dreck, kaputte Fenster, Heizung, Dunkelheit, Hitze, Kälte
- Schule muss bewegungstauglich sein
- es fehlen Räumlichkeiten außerhalb der Klassenräume
- es wird zu viel in Teillösungen, Teil-Reparaturen gearbeitet
- ein Gesamtkonzept muss her
- Umfang des gesamten Sanierungsbedarfes
- Sanierung ist von Grund auf Nötig
- Akustik
Ursachen
- fehlende Lobby
- Da müssten doch Baufachleute ran. Schule kann die Ideen liefern.
- Raummangel
- Kontinuität im Gebäudemanagement
- fehlende Wertschätzung
- Gibt es Mitbestimmungsrechte?
- Beteiligung der Nutzer_innen fehlt!
- Träumen und Phantasieren dürfen
- Unklarheiten über Zuständigkeiten: Bezirk? Senat? Land?
- Es fehlen zukunftsgewandte Konzepte für Schulen!
- mehr Aushandeln zwischen den Fachleuten
- Klarheit über Abläufe bei Bauprozessen fehlt
- falsche Sparsamkeit
- Bildung zählt nur vor der Wahl
Lösung
- Werterhaltung als Prophylaxe
- Lichtspots auf Arbeitsecken und Esstische
- Dachboden ausbauen
- Theater Fachräume
- Fahrstühle
- Hof staub- und dreckfrei
- schöne Fassade
- Technik/Computerinseln mit entsprechender Pflege
- für das Andreas Gymnasium: ein Glastunnel zum Vorderhaus
- indirekte Beleuchtung, warme Beleuchtung
- Räume für Sozialarbeit
- Verdunkelung für die Aula
- Möglichkeiten zur Präsentation von SuS-Ergebnissen
- Galerie
- Kicker, Billiard
- Sofa für das Lehrer_innenzimmer und Massagestühle
- Schulen werden abends mitgenutzt
- Aufenthaltsraum für Schüler_innen mit WLAN
- helle Klassenräume und Flure
- Bibliothek
- Bewegungsmöglichkeiten
- Schule als Lebensraum, kleine Stadt
- Hängematten, Netz Schaukeln, Podeste in der Sonne
- gut ausgestattete Fachräume
- Mensa/Cafeteria
- Multifunktionsräume
- Klassenräume zum Wohlfühlen (groß)!
- Raum Nischen. Rückzugsräume, Kommunikationsinseln
- einen schönen großen Eingangsbereich (Ankommen, Ausstellen)
- Werkstätten
- angemessene Arbeitsräume für Lehrer_innen
Schüler_innen
Vermischt
- Schulhof (schlechter Bodenbelag, Raum für Aktivitäten, Fahrradständer, Bänke)
- alte Fenster
- Farbgestaltung Außen und Innen
- begehbarer Turm
- Fassade erneuern
- alte Elektrik und Geräte
- Aufenthaltsräume (variable Platznutzung)
- neues Klingelsystem
- kein Wissen über Brandschutz und diverse Leitungen
- die „Andreas Quelle“
- Platzmangel (zu wenige Bänke innen und außen, zu wenige Fahrradständer)
- die Schulklingel
- Mensa
fehlende Punkte werden noch nachgereicht, sobald diese vorliegen
Hausmeister_innen, Catering, Reinigungsfirmen
(anwesend war nur Cateringfirma, von den anderen Gruppen werden die Statements noch eingeholt)
Essensanbieter
Problem
- zu wenige Sitzplätze für die Anzahl der Esser, dadurch laut, ungemütlich und lange Wartezeiten
- fehlende bauliche Voraussetzungen für „Mischküche“ (d.h. teilweise Vorbereitung vor Ort, teilweise Anlieferung)
Eltern
Problem
- Schulentwicklungsplanung ohne realistische Daten
- Zeitraum von Feststellung des Bedarfes bis Fertigstellung einer Sanierung/eines Neubaus ist zu lang
- Genehmigungserteilung für unterschiedliche Bewilligungsphasen sind zu lang
- ständig neue Planungsvorgaben (energetische Sanierung, Musterraumprogramme, Inklusion,…) erschweren Gesamtplanung
- politische Fehlplanung bei der Entwicklung der Schüler_innen-Zahl
- hohe Verdichtung von Plätzen an Schulen
- Fortschreibung und Langfristigkeit von Schulentwicklungsplanung
- Widerspruch von Bauzeiten und Schulentwicklung (theoretisch müssen die Gebäude geplant werden, bevor der Bedarf festgestellt wird)
- zu viele Programme und Sondertöpfe
Ursache
- zu wenig Personal in den Ämtern
- wechselnde Zuständigkeiten (Grünflächen an Schulen -> Grünflächenamt, Sportplätze -> Sportamt, Gebäude -> Schul- und Hochbauamt)
- Transparenz bei Kriterien zur Sanierung fehlen
- Entscheidungen sind zu stark politisiert
- Grundschulen werden aktuell bevorzugt (Sanierung, MEBs)
- gewollter sozialer Wettbewerb (System befördert Bittsteller (Schulen die am lautesten „schreien“ werden bevorzugt))
- keine nachhaltige Schulentwicklungsplanung
- zu viele Töpfe und Sonderprogramme
- Bewilligungsphase dauert zu lange
- Bezirksamt-Rangeleien, Zuständigkeiten
- Schulentwicklungsplanung versus Bauzeit
Lösung
- politisch unabhängiges Entscheidungsgremien für Sanierung und Neubau
- zeitliche Standardisierung von Abläufen („Strafen“ bei Nicht-Einhaltung)
- berlinweiter/bezirklicher Maßnahmeplan mit priorisierten Baumaßnahmen
- Baumittel zusammenfassen und unter Zweckbindung unterwerfen
- mehr für Sanierung und Neubau
- Passung von Finanzierung und Umsetzung (Geld und Personal für die jeweiligen Phasen passgenau bereitstellen)
- gemeinsamer Wille aller Entscheidungsträger
- Einbindung der Bundesebene in die Finanzierung
- Denkmalschutz überdenken
- Landesbetrieb oder Eigenbetriebe gründen
- zentrale Schulbehörde
- Vermieter/Mieter-Modell einführen
- Musterraumprogramm entsprechend pädagogischer Standards überarbeiten
- pädagogischen Schulbau einführen
- Phase Null: Einbeziehung aller Beteiligten in Planung
- der Raum als 3. Pädagoge
- Kooperation und Öffnung Bibliothek, Pausenhof, Mensen, Aula usw.
- pädagogische Qualität in die MusterBauOrdnung
- Brandschutz modernisieren
- aus der Bittsteller Rolle rauskommen
- den Nachhaltigkeitsfaktor für Bildung in die Finanzsystematik verankern
- Töpfe zusammenfassen
- Systematik des Landesamtes für Statistik neudenken
- Rahmenplan für alle Schulen analog zu HH. Planbarkeit und Transparenz
- 2019 Länderfinanzausgleich anders strukturieren
- Ästhetik, Funktionalität, Klima, Akustik, Vielseitigkeit, Nachhaltigkeit zusammen denken - Aufenthaltsqualität
- demographische Daten in die Schulentwicklungsplanung
- flexible Raumnutzungskonzepte für heterogene Schülerschaft
- Flure mit Nischen, mehr Grün im Hof, große Mensa mit überdachter Terrasse (Wintergarten mit eigenen Bio-Tomaten)
Architekt_innen
Problem
- Gebäude aus verschiedenen Bauzeiten/Bautypen
- Notmaßnahmen, anstatt strukturelle Planung
- Nutzerbedarf nicht erfragt, nicht berücksichtigt
- Immer werden nur Löcher gestopft!
- bauliche Mängel
- Akustik
- Sauberkeit
- Finanzierung aus verschiedenen Töpfen, System fehlt
- Krach und Schmutz
- kein Respekt für Arbeit an Schulen
Ursache
- fehlende Wertschätzung für Schulen
- Respekt und Haltung
- Pädagogik und Räume werden zuwenig zusammengedacht
- nur Erfassung, kein Abgleich mit einem Konzept
- Gesamtkonzept
- Idee von Schule, Bedeutung von Bildung
Lösung
- Task Force entwickelt Standards und Qualitäten für alle
- inhaltliches Grundkonzept, keine Typenschule
- Grundstandards für alle Schulen festlegen: Qualitäten als Rahmen
- Bewegungsmelder im Flur, aber nicht im Klassenraum
- Flure als pädagogischen Raum (Ausstattung mit Akustik)
- Bsp. München: Lernhauskonzept als Qualitätsvorgabe und Rahmen
- Beteiligung der Nutzer_innen (innerhalb des Rahmens) entsprechend pädagogischen Konzepts
- System Schule ist dynamisch, Etats für Weiterentwicklung
- Modulbauten nicht als Grundbedarf (nur für Eile)
- jetzt neue Schulen bauen und planen
- Gebäude anpassen an heutige Lernformen und Pädagogik
Verwaltung (Schulaufsicht, Schulamt, SenBJW)
Problem
- zu wenig Zeit für Planung und Umsetzung
- fehlendes bzw. qualifiziertes Personal für z.B. Baumaßnahmen
- fehlendes Geld bzw. keine ausreichende Finanzierung
- fehlende Bedarfsanerkennung für z. B. Schulneubauten („wachsende Stadt“)
- Mittel für Schulen kommen nicht immer in den Schulen auch an
- zu wenig Partizipation (als Teil der Kultur)
- kaputte Sanitäranlagen (auch als Teil der Kultur)
- kaputte Elektrik (Für den Einsatz von „Neuen Medien“)
- mangelhafte Schulhöfe (für Entspannung und Ausgleich)
- fehlende oder schlecht ausgestattete Mensen (für die Gesundheit)
- schlecht regulierende Heizungen (Problem für Gesundheit und Ökologie)
Ursache
- jahrelanger nicht behobener Sanierungsstau in den Schulen
- zu wenig Geld, Zeit und Bedarfsanerkennung
- Nutzerverhalten, Vandalismus, Hygiene
Lösung
- mehr Eigenverantwortung der Schulen
- Partizipation zwischen Schule und Schulträger
- mehr Geld und mehr Personal!
Politik (Stadträt_innen für Bildung: CDU, SPD und AGH: Linke, CDU, Grüne)
Problem
- Schulneubau: wachsende Stadt
- Firmen/Architektur problematisch
- Bauablauf Zeiten (4x Entscheidungsabläufe)
- bei Qualität: Dissens
- fehlender politischer Wille vom Land Berlin
- Finanzierung ist ein Flickenteppich
- zu viel Geld in Planungsleistungen
- Informationsfluss nicht vollständig
- zu wenig Mittel in Bauunterhaltung
- Personal: keine Ingenieur_innen und Bauleiter_innen
Ursache
- Verantwortungs-Ping-Pong Land/Bezirke
- Kostenleistungsrechnung und Schule?
- keine Kostensicherheit
- Denkmalschutz, Energieverordnungen, Brandschutz usw.
- Personal: zu schlecht bezahlt
- Geld zur falschen Zeit: Sonderprogramme
- fehlende finanzielle Mittel und fehlendes Personal
Lösung
- Kreditmöglichkeiten
- Transparenz
- von Kostenleistungsrechnung zum Vermieter/Mieter-Modell
- verlässliches, ausreichendes, flexibles und überjährliches Geld
- Programmitis beenden
- Überregeln Zielkonflikte, Harmonisierung
Fazit
In der Problem-, Ursachen- und Lösungsanalyse finden sich vielen inhaltliche Überschneidungen auf alle Ebenen der an Schule beteiligten oder für Schule verantwortlichen Personen. Wenn sich jetzt noch der gemeinsame (politische) Wille findet, sollten die Probleme eindeutig identifiziert, die Ursachen erkannt und die Lösung auf den Weg gebracht werden können.