Der Landeselternausschuss Schule hat seine letzte Sitzung am vergangenen Freitag in der Sonnen-Grundschule in Berlin-Neukölln durchgeführt. Die Schule ist in den letzten Wochen durch einen öffentlich geworden Brandbrief deutschlandweit bekannt geworden. Die LEA-Mitglieder haben sich mit dem Schulleitungsteam, Lehrkräften, Elternvertreter_innen und einem örtlichen Sozialarbeiter über die Situation an der Schule und die Hintergründe für den Brandbrief ausgetauscht. Das Hauptproblem ist die Unterausstattung an Lehrkräften (aktuell 85 % plus Vertretungsreserven) mit zu vielen Quereinsteiger_innen (über 1/3 an der Gesamtanzahl der unterrichtenden Personen), die nun auch in der Not schon in der Schulanfangsphase eingesetzt werden müssen. Das Recht auf Bildung ist somit für die nicht „bildungsfernen“, sondern „bildungshungrigen“ Schüler_innen nicht mehr zu gewährleisten!
Für den LEA steht diese Schule stellvertretend für viele der sogenannten „Brennpunktschulen“ in Berlin, die eine besondere Unterstützung abseits von projektbezogenen Bonusprogrammen brauchen und vorrangig eine volle Personalausstattung mit max. 1/8 Quereinsteiger_innen benötigen!
Denn das Wichtigste was Schulen nötig haben, sind ausgebildete und motivierte Lehrkräfte. Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit und das bedarf persönlicher Bindung. Berlin hat, wie alle anderen Bundesländer, einen Lehrkräftemangel. Die zuständige Bildungsverwaltung hat eingestehen müssen, dass zum kommenden Schuljahr eine große Anzahl von Lehrkräfte fehlen wird. Das hat unweigerlich Einfluss auf die Qualität der Bildung in der Stadt.
„Als LEA haben wir zur Kenntnis genommen, dass die Senatsbildungsverwaltung den Maßnahmenkatalog der Bertelsmann Stiftung von Anfang des Jahres in vielen Punkten umgesetzt hat. Positiv sehen wir in diesem Zusammenhang, dass man Vorschläge wie die Reduzierung der Stundentafel oder die Erhöhung der Klassenfrequenz nicht umsetzen wird.“, so Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses.
„Wir sehen noch weitere Möglichkeiten zur Entlastung von Lehrkräften, damit die Unterrichtsqualität ausgebaut werden kann, insbesondere in Anbetracht der viel zu hohen Quote der Schüler_innen ohne Schulabschluss. Lehrkräfte müssen dringend von nicht-pädagogischen Aufgaben entlastet werden. Das gelingt nur, wenn jede Schule mindestens eine entsprechende Verwaltungskraft erhält. Hier ist der Finanzsenator an erster Stelle gefordert.“, so Sabina Spindeldreier, Vorstandsmitglied im LEA.
„Die Vermutung liegt nahe, dass die teilweise reale Praxis bei Lehrkräftemangel den Teilungs- und Förderunterricht zu vernachlässigen jetzt an den meisten Schulen gang und gäbe wird. Das darf nicht passieren. Die individuelle Förderung darf nicht verloren gehen. Die Folgen wären enorm.“, mahnt Detlef Lange, Vorstandsmitglied im LEA.
„Es sollte ein Krisenstab eingesetzt werden, um insbesondere Schulen, wie die Sonnen-Grundschule in Neukölln - die trotz hohen Engagements des pädagogischen Personals, Gefahr laufen ihrem Bildungsauftrag nicht mehr gerecht zu werden - direkte Unterstützung geben zu können. Wir glauben, dass es weitere Maßnahmen gibt, die möglicherweise noch nicht ausgesprochen sind, aber zumindest temporär eine Lösung darstellen könnten. In den Medien gibt es in den Kommentaren zur Berichterstattung durchaus Vorschläge, die miteinander diskutiert werden sollten. Der LEA hat eine Einladung an die Senatsverwaltung zu unserer nächsten Sitzung ausgesprochen und hofft auf eine entsprechende Zusage.“, meint Cornelia Partmann, Vorstandsmitglied im LEA.
Auf keinen Fall darf die aktuelle Situation dazu führen, dass die Qualität der Lehrkräfteausbildung darunter leidet, dass abgeordnete Lehrkräfte aus den Universitäten zurück an die Schulen gehen müssen. Es ist vielmehr dafür zu sorgen, dass trotz aller Schwierigkeiten, gut qualifizierte Lehrkräfte den Schulen, zur Verfügung stehen werden.