Unser gestriger Beschluss hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Wir haben alle Kommentare gelesen und vielfach auch geantwortet und vereinzelt auch Interpretationen richtiggestellt.

An dieser Stelle nochmal folgender Hinweis: Wir fordern keine Fortführung des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause, wie es von der Senatsbildungsverwaltung gestern für die Zeit bis 17.01.2021, vorbehaltlich der ausstehenden Abstimmung in der Kultusminister*innenkonferenz und der Runde der Ministerpräsident*innen mit der Kanzlerin, angekündigt wurde. Es deutet sich für uns an, dass der laufende Lockdown verlängert wird und damit auch die Schulen weitgehend geschlossen bleiben.

Unsere Forderung nach dem Alternativszenario bezieht sich auf die Stufe Rot des Stufenplans für die Berliner Schulen (https://www.berlin.de/sen/bjf/coronavirus/aktuelles/corona_stufenplan_fuer_berliner_schulen__senbjf.pdf). Das bedeutet für die weiterführenden Schulen verkleinerte Lerngruppen im Wechsel von 50% Präsenz und 50% schulisch angeleitetem Lernen zu Hause, also sogenannte A/B-Tage oder -Wochen. Für Grundschulen heißt es täglich 3h Unterricht und 2,5h Betreuung für alle Schüler*innen. Eine Gruppe hat vormittags und die andere Gruppe nachmittags Unterricht.

Unser Beschluss ist nicht einstimmig gewesen. Es gab auch Gegenstimmen und Enthaltung. Die Diskussion hat die vielfältigen Perspektiven der Eltern wiedergeben, die in den Kommentaren zum Beschluss zu finden sind. Fakt ist aber auch, dass es den "Königsweg", der für alle passt nicht gibt.

 

Die Situation für unsere Kinder, für die Beschäftigten an Schulen und natürlich für uns Eltern ist schwierig. Wir haben in den letzten Monaten seit März unsere individuellen Erfahrungen gesammelt, die mit unseren verschiedenen Familien- und Einkommenssituationen zusammenhängen. Unsere Schulen sind zudem sehr ungleich mit der Situation umgegangen. Eine Schule war schon fortgeschritten im Prozess der Digitalisierung und konnte sofort auf "Fernunterricht" umstellen. Andere Schulen haben sich sich auf den Weg gemacht, Erfahrungen gesammelt und Wege für sich gefunden. Einige Schulen haben sich nicht so schnell entwickelt und verteilen auch jetzt noch Aufgabenblätter. Dabei spielt auch die Umsetzung des Digitalpaktes eine Rolle. Für die Krise kommt die Umsetzung viel zu spät. Nicht nur die Schulen sind nicht angemessen ausgestattet, was schon bei der Geschwindigkeit der Anbindung an das Internet beginnt. Auch viele Schüler*innen haben zu Hause kein Internet, kein PC/Laptop/Tablet, keinen Drucker usw. Es wurde zwar tausende Geräte beschafft und verteilt, aber nicht längst für alle, die eins brauchen.

Diese unterschiedlichen Erfahrungen, aber auch die Interpretationen der vielen, teils widersprüchlichen, Studien zum Thema Schule als Ort der Infektion, prägen uns in unseren Ansichten und Forderungen zum "richtigen" Umgang mit der Situation. Wer wenig oder keine positiven Fälle an der Schule seiner Kinder hatte und nicht in Quarantäne musste, dessen Schule das schulisch angeleitetem Lernen zu Hause nicht gut hinbekommt, wird die 100% Präsenz im "Normalbetrieb unter Corona-Bedingungen" fordern. Wer sein Kind bis zu viermal in Quarantäne hatte und von den Lehrkräften regelmäßig im schulisch angeleiteten Lernen zu Hause versorgt wurde und Kontakt bestand, fordert eher die Schulen geschlossen zu lassen.

Berücksichtigt werden müssen auch noch viele weitere Faktoren, wie Schule als Schutz, doppelte Betroffenheit für kommende Abschlussklassen, entstehende Wissenslücken usw.

Bei dieser "Polarisierung" ist es auch für uns unmöglich Forderungen aufzustellen, hinter denen sich alle Eltern versammeln können. Wir haben uns für den Mittelweg entschieden.

Wir werden auch in 2021 an dem Thema bleiben. Es gibt zahlreiche Punkte zu anzusprechen und zu klären.