Nachfolgend das Protokoll des Fachgespräch der LEA-AG Gymnasium vom 25.04.2018 mit zu den Themen geplante Änderungen des Schulgesetzes für 2018, Bericht aus dem „Arbeitsbündnis zur Gelenkfunktion der 10. Klasse am Gymnasium/der E-Phase an einer ISS zwischen Sek I und Sek II“ – Arbeitsstand, grundständige Gymnasialzüge in Berlin, G8/G9 - Situation im Bundesvergleich, bisherige Erfahrungen mit dem 3-Leistungskurs-Modell, Digitalisierungsmaßnahmen an den Gymnasien und Verschiedenes.

Teilnehmende und Referent_innen:
Fr. Dr. E. Heesen (SenBJF – Referentin für Grundsatzangelegenheiten der Gymnasien und gymnasialen Oberstufen, II D 3)
Eltern(vertreter) s. Teilnehmerliste
Ort: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Bernhard-Weiß-Str. 6, 10178 Berlin, Raum 5C39
Datum: Mittwoch, 25. April 2018, 19.00 – 21:00 Uhr

TOP 1 – Für 2018 geplante Änderungen des Schulgesetzes

Frau Dr. Heesen stellt sich zunächst als neue Referentin für Grundsatzangelegenheiten der Gymnasien und gymnasialen Oberstufen vor. Sie ist seit 2016 bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie tätig und seit Februar 2018 für die Gymnasien zuständig; zuvor war sie für den Bereich Berufliche Schulen zuständig.

Frau Dr. Heesen führt zu den für 2018 geplanten Änderungen des Schulgesetzes und dem Diskussionsstand zum vorgelegten Referentenentwurf vom 02.03.2018 aus:

  • Zu den datenschutzrechtlichen Regelungen habe es Kritik gegeben und werde es Überarbeitungen geben. Diese datenschutzrechtlichen Regelungen zum elektronischen Anmelde- und Leitsystem beträfe nur sehr wenige Gymnasialschüler.
  • Der Vorschlag der IHK, Berufs- und Studienorientierung (auch) für die Gymnasien als schulgesetzliches Charakteristikum verpflichtend vorzusehen, wird von SenBJF nicht geteilt.
  • Eine wichtige Änderung wird die Präzisierung der dreijährigen gymnasialen Oberstufe auch am Gymnasium sein, nach welcher in Konsequenz der Schulzeitverkürzung die 10. Klasse eine Doppelfunktion als letzte Klasse der Sekundarstufe I und Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe haben wird, auf welche dann die 4 aufeinanderfolgenden Semester Qualifikationsphase folge. Die bisherige Regelung sei KMK-inkonform gewesen; dies werde jetzt geändert. (siehe hierzu auch TOP 2)
  • Nachfolgend hierzu müssten ggf. auch noch die Sek-I-VO und/oder die VO-GO geändert werden; es sein noch unklar, an welcher Stelle die Regelung erfolgen solle.

Herr Semler (AG-Sprecher) verweist auf die Kommentierungen des Referentenentwurfs durch LEA und LSB und spricht die Erwartung aus, dass sich – mit Ausnahme der Regelungen zur 10. Klasse als Einführungsphase innerhalb der 3-jährigen Oberstufe – für die Gymnasien wenig ändern werde. Frau Dr. Heesen bestätigt diese Erwartung.

Herr Semler weist darauf hin, dass der LEA über den jetzigen Entwurf hinausgehende Vorschläge zu SchulG-Änderungen vorgelegt habe, die die Schulverfassung und das Schulgremienwesen betreffen. Hierzu soll es in den kommenden Tagen eine Anhörung beim SenBJF geben; über Resultate werde im LEA berichtet.

TOP 2 – Bericht aus dem „Arbeitsbündnis zur Gelenkfunktion der 10. Klasse am Gymnasium/der E-Phase an einer ISS zwischen Sek I und Sek II“ – Arbeitsstand

Frau Dr. Heesen führt zur Thematik ein: Nach dem neuen SchulG solle die 10. Klasse am Gymnasium zugleich als E-Phase dienen (siehe TOP 1). Bislang läge die Vorbereitung auf die Oberstufe in Klasse 10 am Gymnasium variabel im Rahmen der eigenverantwortlichen Schule; die Schulen geben sich auch diesbezüglich ein eigenes Profil, es gibt bislang keine Kurswahl- und diesbezügliche Fachverpflichtungen.

Frau Stoye (AG-Sprecherin) berichtet aus dem „Arbeitsbündnis zur Gelenkfunktion der 10. Klasse am Gymnasium/der E-Phase an einer ISS zwischen Sek I und Sek II " bei SenBJF, an der sie für den LEA teilnimmt. Dort wird an Konzepten gearbeitet, wie der Übergang zwischen Sek I und Sek II ausgestaltet werden kann, auch in seiner Unterschiedlichkeit zwischen Gymnasien und ISS (siehe Übersicht in der Anlage). Als Denkvariante sei vom VOB MSA-Anerkennung am Gymnasium ohne eigene Prüfung unter Beibehaltung einer eigenständigen Präsentationsprüfung (als eigene Zeugnisnote) ins Spiel gebracht worden. Es habe schließlich zwischen den Mitgliedern der Arbeitsgruppe und SenBJF Meinungsunterschiede zum Arbeitsauftrag und zur Reichweite der Arbeiten der Gruppe gegeben; am 16.5. solle hierzu ein klärendes Gespräch mit StS Rackles stattfinden.

Diskussion:

  • Die Frage der Kompetenzfelder-Orientierung wird erläutert, ebenso Vorgaben zum Nicht-Schüler-Abitur.
  • Auf die Frage nach Kooperationen zwischen ISS und Gymnasien führt Frau Dr. Heesen aus, dass es einen frisch beschlossenen Schulversuch für eine Verbundoberstufe zwischen Gymnasium und ISS gebe, mit Beteiligung jeweils zweier Schulen aus Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg bzw. vier Schulen in Steglitz-Zehlendorf, der noch nicht im LSB vorgestellt worden sei. (Die Verantwortlichkeit für diesen Schulversuch liegt im Bereich der ISS bei Herrn Dr. Nix.)

TOP 3 – Grundständige Gymnasialzüge in Berlin

Frau Dr. Heesen führt auf Nachfrage aus, dass keine Abschaffung grundständiger Gymnasien geplant sei; eventuell werde es Änderungen im altsprachlichen Bereich bezügl. § 48 VO-GO geben. Die politische Vorgabe sei freilich, dass grundständige Züge nicht die Regel werden. Aktuell ist einem Antrag auf einen 3. Grundständigen Zug am Rosa-Luxemburg-Gymnasium (Pankow) stattgegeben worden; dieser zusätzliche Zug werde nunmehr eröffnet.

TOP 4 – G8/G9 - Situation im Bundesvergleich

Die erfolgte Schulzeitverkürzung an Gymnasien (auch für Berlin fälschlich als „G8“ apostrophiert) wird im Teilnehmerkreis abermals kritisch diskutiert.

Aktuell ist in diesem Kontext ein Antrag des Stein-Gymnasiums (Spandau) auf Schule besonderer Prägung mit 3-jähriger Oberstufe. Herr Semler richtet aus, dass leider kein GEV-Mitglied dieser Schule teilnehmen kann; es habe aber im Vorfeld mehrfach inhaltlichen Kontakt gegeben. Frau Dr. Heesen klärt darüber auf, dass dieser Antrag aus schulgesetzlichen Gründen abgelehnt wurde, weil dieser keine Innovationen beinhalte.

In der Diskussion werden folgende Punkte festgehalten:

  • Die Stundenbelastung an Gymnasien sei zu hoch.
    Die Frage, wie viele Schüler/innen von Gymnasien zur dreijährigen Oberstufe an IIS oder OSZ wechseln, soll im Nachgang geklärt werden.

TOP 5 – Bisherige Erfahrungen mit dem 3-Leistungskurs-Modell

Frau Dr. Heesen führt aus, dass mit der letzten Schulgesetz-Änderung die Option eingeführt worden sei, freiwillig 3 Leistungskurse zu belegen. Damit sei ein Schulversuch in die Regelform überführt worden. Aktuell würden 16 Schulen das Modell anbieten (12 Gymnasien, 2 Gemeinschaftsschulen, 1 ISS, 1 Eliteschule des Sports).

  • Welche Interessenten planen Einführung zu 2018/19? – Momentan 2 Schulen, 2 weitere Gymnasien hätten ein Angebot versucht, aber nicht hinreichend Schüler bekommen.
  • Prozentsätze der Wahrnehmung eines 3. LK im betr. Jahrgang? – Zahlen gibt es nicht, könnte man über den LSB anfragen.
  • Austauschbedarf und –formate hierzu zwischen allen relevanten Schulgruppen (Schulleitung, PäKos, Eltern, Schüler) der pilotierenden Schulen untereinander? – Es gibt derzeit keine Anfragen hierzu, auch nicht in den AGs der Schulleiter.

TOP 6 – Digitalisierungsmaßnahmen an den Gymnasien

Es werden Einzelfragen diskutiert:

  • Wie sieht die Breitbandanbindung der Berliner Gymnasien aus, und wie die Beteiligung am 1,2 Mrd.-Paket der Bundesregierung? – Zuständiger Ansprechpartner bei SenBJF ist Fr. Tempelhof.
  • Digitale Kompetenzstärkung? – Schulversuch Digitale Welten (zweisemestrig, Oberstufe, Thema: Einsatz digitaler Medien und Kompetenzen in unterschiedlichen Berufszweigen)
  • In der Lehrkräfteausbildung im beruflichen Bereich gibt es ein Wahlpflichtmodul zu digitalen Querschnittskompetenzen.
  • Weiterhin gibt es Fortbildungsangebote (Ansprechpartner bei SenBJF: Fr. Kreuziger für die Allgemeinbildung, Fr. Hoffmeister für die berufliche Bildung).

TOP 7 – Verschiedenes, weitere aktuelle Fragen

  • Kommt die Lehrmittelfreiheit auch für Gymnasien? – Es ist vor kurzem ein Schreiben an die Schulen zur kommenden Lehrmittelfreiheit ab 2018/19 ergangen, in dem klargestellt sei, dass diese nur für Klasse 1-6 gelte; das schließt die Klassen 5-6 an grundständigen Gymnasien ein. Darüber hinaus gibt es keine Planungen und politischen Aussagen.
  • Fr. Dr. Heesen bietet Informationen zum Schulversuch Berufsabitur an. Schriftliche Informationen werden gerne weitergeleitet.

TOP 8 – Die AG Gymnasium des Landeselternausschusses

Herr Semler erläutert kurz die Arbeitsweise der AG Gymnasium des LEA (siehe Folien in der Anlage): In den letzten 8 Jahren habe man sich 1-2 mal pro (Schul)Jahr getroffen, von Sonderveranstaltungen wie der Podiumsdiskussion zur Berlin-Wahl 2011 einmal abgesehen. Die Treffen finden in der Regel im Rahmen eines Fachgesprächs mit dem zuständigen Referenten für Gymnasien bei SenBJF (und ggf. weiterer Referenten) statt. Die Teilnahme ist auch für Nicht-Elternvertreter offen; die Ankündigungen erfolgen über den LEA und dessen Verteiler. Details und bebilderter Rückblick siehe Folien in der Anlage. Die Anwesenden werden gebeten, in ihren Bezirken für eine Teilnahme zu werben.

Herr Semler kündigt an, dass im kommenden Jahr mindestens ein AG-Sprecher neu aus der Mitte des LEA gefunden werden müsse, da nach den Statuten des LEA mindestens ein Sprecher (ordentliches oder stellvertretendes Mitglied) sein müsse. Für ihn treffe dies nach dem Abitur seiner Töchter nach 8 Jahren demnächst ebenso wenig zu wie zuvor schon für Frau Stoye. Die Anwesenden werden gebeten, bei ihren Bezirksdelegierten für eine Übernahme dieser Aufgabe zu werben, damit die Arbeit der AG fortgesetzt werden könne.

Protokoll: Sebastian Claudius Semler

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Glossar
AG Arbeitsgruppe
IHK Industrie- und Handelskammer (zu Berlin)
KMK Kultusministerkonferenz (der Länder)
LEA Landeselternausschuss Berlin
LSB Landesschulbeirat Berlin
SchulG Schulgesetz (von Berlin)
Sek (I & II) Sekundarstufe (I & II)
Sek-I-VO Sekundarstufe I-Verordnung Berlin
SenBJF Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
TOP Tagesordnungspunkt
VOB Vereinigung der Oberstudiendirektoren des Landes Berlin e.V.
VO-GO Verordnung über die gymnasiale Oberstufe Berlin