Siehe auch:

 

 

Wer guttenbergt, der fliegt // Plagiate an Schulen. Kein Abi für Abschreiber?

 

http://www.homepage.berliner-landeselternausschuss.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1306:wer-guttenbergt-der-fliegt--plagiate-an-schulen-kein-abi-fuer-abschreiber&catid=86:presse-ueber-uns&Itemid=75

 

 

 

21.03.2011 20:43 Uhr
Von Karin Christmann, Hadija Haruna

Das Gesetz fürs Netz

 

Wie Berliner Schüler über das richtige Verhalten im Internet aufgeklärt werden – und was dafür noch getan werden könnte

 

„Ich habe alle eure Einträge gelesen", sagt Lehrerin Sabine Rahn. Es wird still in der achten Klasse des Paulsen-Gymnasiums in Steglitz. Rahn spricht von Einträgen bei „Isharegossip“, der derzeit viel diskutierten Mobbingplattform im Netz. Fast alle ihrer 33 Schüler haben dort schon einmal einen Kommentar verfasst. Doch dass ihre Lehrerin dort mitliest und sie erfährt, wer wem angeblich „einen geblasen hat“ oder wer ein „hirnloser Wichser“ sein soll – daran haben sie nicht gedacht. Die meisten von ihnen sind bisher sorglos durchs Internet gesurft, haben Kommentare gepostet, Bilder hochgeladen und sie kommentiert.

 

Weil jedoch viele von ihnen von Recht und Gesetz im Netz keine Ahnung haben, hat ihre Lehrerin nun German von Blumenthal zu Besuch in ihre Klasse eingeladen. Er ist als ehrenamtlicher „Anwalt in der Schule“ unterwegs, um Schüler darüber zu informieren, welche Grenzen die Meinungsfreiheit im Netz hat. „Alles, was im Bad oder im Schlafzimmer passiert“, sagt von Blumenthal etwa, „gehört zur Intimsphäre. Die ist besonders geschützt.“

 

Das sachgerechte und altersgemäße Lernen mit Medien sieht der Rahmenlehrplan der Grund- und Oberschulen in Berlin und Brandenburg ausdrücklich vor. Doch gibt es in Berlin im Gegensatz zu Brandenburg keine Berater im Bereich Medienbildung. „Das heißt, die Lehrer sind selbst dafür verantwortlich, wie und ob sie Themen wie soziale Netzwerke, Cybermobbing, Urheberrechte, Datenschutz oder die richtige Quellenangabe im Unterricht thematisieren", sagt Michael Retzlaff, Referatsleiter für Medienbildung am Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum) Berlin-Brandenburg.

 

Zu unverbindlich, wie er findet.

 

Seit Jahren beschäftigt sich das Landesinstitut mit aktuellen Themen wie Cybermobbing. In diesem Jahr findet im Lisum die achte Sommerakademie für Eltern statt, in der auch das Thema „Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen – Chancen und Risiken“ bearbeitet wird. Zudem unterstützt das Landesinstitut Studien- und Projekttage oder den Aufbau von Netzwerken mit Polizei, Providern wie Schüler VZ und Elternmedienberatern „Auf dem Bildungsserver gibt es aktuelle Unterrichtsmaterialien mit praktischen Tipps und Hinweisen, von denen viele Lehrer nichts wissen“, so Retzlaff.

 

Derzeit bekomme das Lisum vermehrt Anfragen von Schulen, die um Hilfe bitten und sich in den nächsten Wochen mit dem Thema beschäftigen wollen. Dazu zählt beispielsweise die John-F.-Kennedy-Schule. Die Sekundarschule Gustav Heinemann hat für den 15. März einen Workshop-Tag für die Lehrer geplant. An der Privaten Kant-Schule in Steglitz sprachen Lehrer mit den Schülern, und am Humboldt-Gymnasium in Reinickendorf planen Schülervertreter einen Aufruf zum Boykott von „Isharegossip“. Zudem wird das Thema auf der Regionalkonferenz der Schulen in Steglitz und Zehlendorf besprochen.

 

Einen selbstverständlichen und kompetenten Umgang mit dem Netz, der Gefahren und Risiken aufgreift – das wünscht sich Retzlaff für den Unterricht. „Wenn es beispielsweise im Kunstunterricht um Digitalfotografie geht, dann kann gleich auch über Datenschutz und das Recht am eigenen Bild gesprochen werden.“ In Berlin sei der Bereich Medienbildung zwar kein einzelnes Fach, könne aber an viele Themen angedockt werden, sagt der Medienexperte.

 

Auch könnte gemeinsam mit den Schülern ein Regelwerk „Respekt im Netz“ entwickelt werden, das als verbindlich in der Schulordnung gelte. „Darin könnte das respektvolle Miteinander im Internet festgelegt und etwa verabredet werden, dass Hassplattformen wie ’Isharegossip’ nicht benutzt, sondern ignoriert werden“, sagt Retzlaff. Derartige Selbstverpflichtungen würden das Moralbewusstsein der Schüler befördern – und Schulen hätten bessere Handhabe, Verstöße zu ahnden.

 

Das Thema Mediennutzung sei eine gemeinsame Bildungs- und Erziehungsaufgabe von Schule und Elternhaus, sagt Retzlaff. Den Kindern müsse klargemacht werden, dass sie sich auch im Netz ab dem Alter von 14 Jahren strafbar machen können. Zugleich gebe es Möglichkeiten, sich zu wehren, Anzeige zu erstatten und Seitenbetreiber wie die von „Isharegossip“ aufzufordern, Kommentare zu löschen. Auch auf „Isharegossip“ zeigt sich, dass es Nutzer gibt, die sich über beleidigende Inhalte beschweren oder die versuchen, Inhalte zu löschen.

 

Die Gespräche in der achten Klasse am Paulsen Gymnasium haben Früchte getragen. Felix tut es heute leid, dass er ein Foto seiner Klassenkameradin Carolin auf „Isharegossip“ hochgeladen hat. „Ich wollte meine Freunde übertrumpfen“, sagt der Schüler. Mit Carolin hat er sich ausgesprochen. Ihr Foto ist nicht mehr im Netz zu finden, weil Felix es geschafft hat, es entfernen zu lassen. Gemeinsam mit der Schulleiterin berichtet er derzeit in verschiedenen Klassen von seiner Geschichte. Zudem verteilen die Schülervertreter Flugblätter, auf denen sie für ein Schulklima des gegenseitigen Vertrauens werben.

 

Von vielen Schülern ist mittlerweile zu hören, dass sie „Isharegossip“ „feige“ und „uncool“ finden. Eine Schülerin sagt: „Dass Herr von Blumenthal und unsere Lehrerin von Anzeigen und Strafen gesprochen haben, hat viele abgeschreckt. Nur noch die Allerdümmsten posten jetzt weiter."

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/das-gesetz-fuers-netz/3974320.html

 

 

 


21.03.2011 16:16 Uhr
MEDIENNUTZUNG AN SCHULEN

Der richtige Umgang mit dem Internet

 

Cyber-Mobbing

 

Der Arbeitsbereich Cyber-Mobbing des Bildungsservers Berlin-Brandenburg leistet einen Beitrag zur Unterstützung der Aufklärung von Eltern, Lehrern, Schulleitern und Schulpsychologen. Infomaterial gibt es unter: http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/cyber-mobbing.html

 

Masterplan

 

Der „eEducation Berlin Masterplan“ definiert, welche Kompetenzen die Schüler in welchen Klassenstufen erwerben sollen. Dabei geht es auch um einen kritischen Umgang mit dem Netz. Vorgeschriebene Mindest-Wochenstunden für den Unterricht gibt es jedoch nicht, die Lehrer entscheiden selbst.

 

In anderen Bundesländern

 

Seit zwei Jahren setzt Rheinland-Pfalz auf sogenannte Medienscouts. Dabei werden ausgewählte Schüler für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Angeboten des Internets und des Web 2.0 sensibilisiert. Im Anschluss arbeiten sie als Berater mit Lehrern und Schülern zusammen. HH

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/der-richtige-umgang-mit-dem-internet/3974312.html

 

 

 

21.03.2011 16:16 Uhr
Artikel teilen:Kurz vor ACHT

Eine Frage der Zeit

 

Die Dinge überschlagen sich: Tausende Fälle von Cybermobbing, fünf angedrohte Amokläufe allein seit dem 11. März und dann noch das Dauerproblem mit den aus dem Internet geklauten Hausaufgaben und Referaten – Berlins Schulen haben zurzeit vielfachen Grund, sich über die Schattenseiten des Internets und deren Auswirkungen auf den Unterrichtsalltag Sorgen zu machen. Immer deutlicher wird Eltern und Lehrern, dass sie nicht mehr zurechtkommen mit den Problemen. Jetzt versuchen sie erst mal, Hilfe von externen Fachleuten zu holen oder mit den Kindern „ein ernstes Wort zu reden“.

 

Dass man damit allein nicht weit kommt, angesichts der Geschwindigkeit, in der das Internet Besitz von allen und allem ergreift, ist aber schon jetzt ziemlich klar.

 

Was also tun? Es könnte sein, dass sich hier ausnahmsweise mal ein dankbares Aufgabenfeld für die Kultusministerkonferenz der Länder auftut: Wenn sie vorschlagen würde, wie man in ganz Deutschland die Medienbildung im Lehramtsstudium verankern könnte, müssten das nicht alle 16 Bundesländer einzeln tun.

 

Denn das kann dauern, wie man an einem ganz anderen Beispiel sehen kann: Der Beginn der Gastarbeiter-Zuwanderung lag wohl schon 30 Jahre zurück, als Lehrer endlich dazu verpflichtet wurden, sich im Studium mit „Deutsch als Zweitsprache“ zu befassen. So viel Zeit haben die Schulen nicht mehr. Weder in Berlin noch anderswo in Deutschland. sve

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/eine-frage-der-zeit/3974316.html

 

 

 

 

19.03.2011 20:59 Uhr
Von Hadija Haruna, Markus Hesselmann, Werner van Bebber

 

Pro & Contra Soll man Internetkenntnisse schon in der Grundschule vermitteln?

 

Cybermobbing, illegale Downloads, Brutalospiele – nur wenige Kinder überblicken die Gefahren des Internets. Pädagogen raten zur Schulung – ein Pro & Contra.

 

Sie können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. In die vernetzte Informationswelt hineingeboren, wachsen sie mit Google, Facebook und YouTube auf: die sogenannten „Digital Natives“. Sie gehen ganz selbstverständlich und unbesorgt, mitunter leichtsinnig mit den Angeboten im Internet um. Ihre Geschwister und Eltern, die ihre Reisen über das Internet buchen, sind ihre Vorbilder. Die erste Generation dieser „Natives“ ist bereits volljährig geworden. Und die KIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest von 2010 zeigt: Gerade bei den Jüngeren, den Sechs- bis Achtjährigen, steigt die Zahl der Internetnutzer am schnellsten.

 

So werden auch soziale Netzwerke immer mehr zum Kinderspielplatz: Jeder Dritte Elfjährige in Deutschland besitzt bereits ein persönliches Online-Profil.

 

Aus gesellschaftlicher Sicht scheint es wichtig, dass Heranwachsende eine angemessene Medienkompetenz entwickeln. Doch wem obliegt die Verantwortung? Liegt sie in der Hand der Eltern oder muss insbesondere die Schule aktiv werden? Und wenn die Schule die Verantwortung tragen soll: Ab wann sollten Kinder im Umgang mit dem Internet geschult werden? Bereits in der Grundschule?

 

Viele Eltern, die noch in der Papierwelt groß geworden sind, wissen wenig darüber, was ihre Sprösslinge online so treiben. Dabei sind viele von ihnen, vor allem die Kleinsten, mit den Gefahren und Risiken der virtuellen Welt nicht genug vertraut. Soziale Netzwerke, Computerspiele, Musikdownloads und Cybermobbing: Vielen Heranwachsenden fehlt das Gefühl für den angemessenen Umgang mit persönlichen Informationen. Sie geben von Handy-Nummern bis zu Partyfotos bedenkenlos private Informationen preis. Hinzu kommt bei vielen eine nachlässige Auffassung oder Unwissenheit in Urheberrechtsfragen: Illegale Musik- und Filmtauschbörsen erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Viel diskutiert ist derzeit auch eine neue Form des Cybermobbings: die Internetpräsenz „Isharegossip“, über die üble Kommentare über die Opfer bis hin zu Ankündigungen von Amokläufen verfasst werden. Der Seitenbetreiber wirbt damit, dass die Seite zu „100 Prozent legal“ sei und die Täter anonym blieben.

 

Der Rahmenlehrplan der Grundschule in Berlin und Brandenburg sieht das sachgerechte und altersgemäße Lernen mit Medien in verschiedenen Lernbereichen vor. „Ob sie bereits im Grundschulalter mit den Chancen und Risiken im Internet in der Schule vertraut gemacht werden sollten, kommt auf die reale Mediennutzung der Kinder an – zum Beispiel zu Hause und außerhalb der Schule“, sagt Michael Retzlaff, Referatsleiter für Medienbildung am Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum) Berlin-Brandenburg. „Das heißt, wenn Surfen für eine Klasse keine Rolle spielt, dann kann abgewartet werden. Sind die Kinder aber bereits aktiv im Netz, dann besteht pädagogischer Handlungsbedarf.“

 

Eine mögliche Erklärung für die Zunahme der Internetnutzung bei Kindern liefert die KIM-Studie: Viele Eltern seien der Meinung, dass Computerfertigkeit unverzichtbar für eine erfolgreiche Karriere sei und ihr Nachwuchs daher so früh wie möglich an den Computer gewöhnt werden sollte. Hätte nicht deshalb, gerade bei jungen Kindern, die Verantwortung bei den Eltern zu liegen? Die Studie des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien von 2009 zeigt, dass sie sich vor allem bei jüngeren Kindern mehr Zeit nehmen, um mit ihnen ins Internet zu gehen. Würde eine zu frühe Schulmaßnahme diese Erziehungsverantwortung nicht auf die Lehrer abwälzen – zumal diese selbst oft nicht über genügend Medienkompetenz verfügen?

 

Die Schule und das Elternhaus sollten gemeinsam die Kinder auf dem Weg in die Mediengesellschaft unterstützen und kompetent begleiten, sagte Retzlaff. „Das Ziel ist, schrittweise und altersgemäß den verantwortlichen, kritischen, sachgerechten und kreativen Umgang mit Medien zu entwickeln.“ Das Lisum erreichten zurzeit von besorgten, manchmal auch hilflosen Eltern und Elternvertretungen unzählige Anfragen zum Thema Internetnutzung ihrer Kinder. Viele fühlten sich überfordert, wenn es darum gehe, mit ihren Sprösslingen über die negativen Seiten des Internets zu sprechen. „Doch wenn man weiß, dass nur etwa 20 Prozent der Kinder ihren Eltern zu Hause erzählen, wenn sie etwas Grausames im Netz entdeckt haben, kann man die Problemlage deutlich erkennen“, sagte Retzlaff. Nicht nur die Eltern, auch viele Lehrer seien von dieser Unwissenheit betroffen. Deshalb gelte für junge Internetnutzer egal welchen Alters: „Sobald das Internet zu Hause, außerhalb der Schule und in der Schule genutzt wird, ist es wichtig, den offenen Umgang unter dem Aspekt Chancen und Risiken altersgemäß zu thematisieren – am besten ganz selbstverständlich und regelmäßig in der Schule“ meint Retzlaff.

 

PRO

 

Fünf Worte, die unser kleiner Junge zuerst gelernt hat: Mama, Papa, Ball, nein, Puter. Puter heißt inzwischen Romputer und steht für Computer. Es ist nicht so, dass wir den Jungen da bewusst herangeführt hätten. Und es ist auch nicht so, dass wir zu Hause dauernd am Bildschirm säßen und nichts Besseres zu tun hätten. So ein kleiner Mensch kann im Jahr 2011 gar nicht anders, als all die blinkenden und piependen Laptops, Smartphones und Tablet-Computer um sich herum wahrzunehmen und sich zu fragen, was da wohl dahintersteckt. Ist doch gut, dass er so aufgeweckt ist und sich das fragt. Für ihn sind Computer von Beginn seines bewussten Lebens an eine Selbstverständlichkeit. Man kann das beklagen, man kann es ganz toll finden, man kann es jedenfalls nicht ausblenden. Nicht die Technik ist schlecht, nicht die Hardware, nicht die Software, nicht das Internet. Der Umgang damit ist entscheidend. Das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, ist im unüberschaubaren Netz fast noch schwieriger als in der realen Welt. Das verlangt nach Schulung. Wenn digitale Technik schon Kleinkinder nicht mehr loslässt, dann dürfen wir sie damit weder allein lassen noch davon fernhalten. Spätestens im Grundschulalter müssen wir sie an das heranführen, was gut ist und lehrreich im Netz – und was Spaß macht. Markus Hesselmann

 

CONTRA

 

Schreiben wir mal kurz eine bessere Welt herbei: Kinder bis zum Alter von zwölf sollten keinen Zugang zu Computern haben – und um noch einen draufzusetzen: auch nicht zu computerartigem elektronischen Spielzeug. Sie brauchen das nicht. Kinder brauchen Eltern, die Zeit für sie haben, sie brauchen viel Zeit zum Spielen, für Freiheit, Draußen-sein-Können, Sicherheit. Es gibt keinen Grund, sie einem Computer zu überlassen. Computer sind Arbeitsgeräte für Erwachsene, und eine wachsende Zahl ist von diesen Geräten so fasziniert, dass sie die Welt hinter dem Monitor langsam vergisst. Vorzugsweise diese von Rechnern und dem Netz faszinierten Erwachsenen argumentieren gern, Kinder müssten „möglichst früh Medienkompetenz/Internetkompetenz lernen“. Frei nach Edmund Stoiber kann man auch das Erlernen von Kompetenzkompetenz fordern - das ändert nichts daran, dass Computer Geräte sind und das Internet zuallererst nichts anderes als ein Medium. Von beidem kann man sich heftig bis zur Distanzlosigkeit faszinieren lassen. Wer mal Kindern am Computer zugesehen hat, begreift sofort, dass sie Distanz dazu nicht aufbauen können. Sie sind dem Zeichengewitter genauso ausgeliefert wie dem Suchtpotential elektronischer Dauerspiele oder Unterhaltung. Diese Attacken kommen noch früh genug. Werner van Bebber

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/soll-man-internetkenntnisse-schon-in-der-grundschule-vermitteln/3968430.html

 

 

 

 

14.03.2011 21:05 Uhr
Von Christoh Spangenberg, Susanne Vieth-Entus

 

SCHÜLER UND COMPUTER: WAS? WO? WANN?

 

Seepferdchen fürs Netz
Schulen wollen gegen Schummeleien mit Inhalten aus dem Internet vorgehen. Schüler werden immer gewiefter

 

MASTERPLAN

 

 

Der richtige Umgang mit Computer, Internet und Urheberrechtsfragen steht im „Masterplan eEducation“ der Bildungsverwaltung. Er definiert, welche Kompetenzen die Schüler in welchen Klassenstufen erwerben sollen. Das Wissen wird themenbezogen im Unterricht vermittelt. Vorgeschriebene Mindest-Wochenstunden gibt es nicht, die Lehrer entscheiden selbst. Es geht um Verstehen, Anwenden und die kritische Reflexion. Der Umgang mit Neuen Medien wird zudem in Rahmenlehrplänen festgelegt.

 

GRUNDSCHULEN

 

Klasse 1/2: Bedienen von Software, Textbearbeitung, Bilder erstellen.

 

Klasse 3/4: Anmeldung im Internet mit Name und Passwort, E-mail, altersadäquate Informationen suchen, Präsentationen gestalten, Kosten und Gefahren der digitalen Kommunikation.

 

Klasse 5/6: Urheberrecht im schulischen und privaten Gebrauch, Gefahren bei der Weitergabe persönlicher Daten, Scannen, Themen online recherchieren, Gefahren von Computerspielen, Kommunkation mit Bekannten.

 

OBERSCHULEN

 

Klasse 7/8: Sichere Online-Kommunikation, Datenschutz und Datensicherheit, „Netiquette“ weltweite Kommunikation per E-Mail und Datenaustausch.

 

Klasse 9/10: Anspruchsvolle Textverarbeitung, Auswirkungen von IT auf Arbeits- und Lebenswelt, Vorteile und Risiken des Internethandels.

 

Klasse 11-13: Datenanalyse mit IT-Programmen, weltweite Recherche zu relevanten Themen, Präsentationsstrategien, Videos erstellen, Nutzen und Gefahren.spa

 

Hausaufgaben ohne Internet – undenkbar. Von der Erzählperspektive bei Kleists „Marquise von O.“ bis hin zu Mendels Vererbungslehre gibt es kein Thema und kein Fach, bei dem Schüler nicht dankbar auf die Wissensschätze von Wikipedia bis www.hausarbeiten.de zurückgreifen würden. Aber wo beginnt der Missbrauch, und wie hilft man den Schülern, Gebrauch von Missbrauch zu unterscheiden? Der Fall Guttenberg hat diese Frage jetzt in vielen Schulen in den Fokus gerückt.

 

„Wir wollen darüber sprechen, wie wir damit umgehen“, sagt Annemarie Sardisong, Leiterin des Manfred-von-Ardenne-Gymnasium in Alt-Hohenschönhausen. Der Fall Guttenberg sei eine Art „Auslöser“, auch wenn sich Lehrer des Problems schon länger bewusst seien. Bislang habe sich die Schule nur bei der schriftlichen Hausarbeit für das Abitur, der sogenannten fünften Prüfungskomponente, schriftlich bestätigen lassen, dass alles selbstständig erarbeitet wurde. Offenbar müsse man dass Verfahren auf normale Facharbeiten ausweiten, vermutet Sardisong.

 

Die Möglichkeiten, bei Hausaufgaben, Prüfungen und Referaten zu betrügen, werden immer vielfältiger – und damit auch die Schwierigkeiten für die Lehrer, den Tricks auf die Schliche zu kommen. So hilft es nicht mehr, den Schülern vor Klausuren die Handys abzunehmen: „Sie nehmen einfach ein zweites Handy mit“, haben Sardisong und ihre Kollegen festgestellt. Von diesen Zweithandys holten sie sich auf der Toilette alle Informationen – entweder aus dem Internet oder von vorher abfotografierten Heftseiten.

 

„Man muss in der achten Klasse anfangen, die Schüler an das wissenschaftlichen Arbeiten und Urheberrechtsfragen heranzuführen“, empfiehlt der ehemalige Schulleiter des Lankwitzer Beethoven-Gymnasiums, Wolfgang Harnischfeger. Wie beschaffe ich Informationen? Wie bewerte ich sie? Wie zitiere ich? Im Vordergrund müsse erst mal der Gebrauch stehen, bevor man auf Probleme des Missbrauchs kommen könne, betont Harnischfeger. Er hat vor längerer Zeit eine Erklärung mit „Hinweisen zur Verwendung von fremdem geistigen Eigentum in Klausuren, Referaten und Hausarbeiten“ verfasst, die alle Oberstufenschüler seiner Schule unterschreiben müssen (siehe online-Hinweis).

 

Berlins Schulen können theoretisch sehr zeitig beginnen, die Schüler mit den Chancen und Risiken des Internets vertraut zu machen. Beim „Internet-Seepferdchen“ erwerben Grundschüler seit Dezember Basiskompetenzen. 14 000 Schüler werden es laut Bildungsverwaltung bis Ostern absolviert haben.

 

Wie intensiv die Schulen die Kinder aufklären, ist nicht in Wochenstunden vorgeschrieben und hängt vom Engagement der Lehrer ab. 27 000 Pädagogen haben sich laut Bildungsverwaltung seit 2006 fortbilden lassen. Ein „Masterplan“ der Verwaltung von 2005 hält unverbindlich fest, welche Kompetenzen die Schüler in welchen Klassenstufen erwerben sollen. Innerhalb des Plans können Schulen an Leitprojekten teilnehmen. Dann geht es um E-Learning in der Ganztagsschule oder das Programmieren von Robotern. Den Einsatz neuer Medien beinhalten auch die herkömmlichen Rahmenlehrpläne. So soll im Fach Deutsch Internetrecherche geübt werden, für den Englischunterricht ist E-Mail-Korrespondenz empfohlen. „Die Schüler erlernen den verantwortungsbewussten Umgang mit den digitalen Medien“, sagte eine Sprecherin der Bildungsverwaltung.

 

Viele Schüler sind den Lehrern längst voraus, sagt Torsten Franckowiak, stellvertretender Leiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Britz. Darauf baue man auf. Im April veranstaltet die Schule einen Aktionstag zur Sicherheit im Internet, zudem soll über den Umgang mit Wikipedia aufgeklärt werden. Die Idee kam unabhängig vom Guttenberg-Skandal: Man kämpfe schon seit Jahren gegen aus dem Internet kopierte Inhalte.

 

Lehrerin Christiane Meisenburg von der Spandauer Siegerland-Grundschule – gerade eben erst für das Masterplan-Projekt „eTwinning“ ausgezeichnet, mit dem Klassen online Kontakt zu Partnerklassen im Ausland halten – appelliert an ihre Kollegen, sich stärker mit neuen Medien auseinanderzusetzen und die Schüler aufzuklären.

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/seepferdchen-fuers-netz/3950440.html

 

 

 


14.03.2011 17:47 Uhr
Kurz vor ACHT

Papier ist geduldig

Gut liest sich Berlins Unterrichtsempfehlung für die elektronische Erziehung, besser bekannt unter der standesgemäßen Bezeichnung „eEducation Berlin Masterplan“. Vom Einmaleins des Scannens bis hin zu Vorsichtsmaßnahmen bei persönlichen Angaben im Internet kommt dort alles vor, was man sich nur wünschen kann – von Klasse 1 bis zum Abitur.

 

Nur schade, dass das Meiste freiwillig ist. Wer sich in Schulen umhört, was denn so läuft in Sachen „Computerkunde“ und „Internetnutzung“, erfährt schnell, dass das Ganze davon abhängt, ob es im Kollegium Lehrer gibt, die sich für die Materie interessieren. Ist dies nicht so, bleiben die Schüler darauf angewiesen, dass sich Freunde oder ältere Geschwister erbarmen und ihr eigenes Halbwissen weitergeben.

 

Dass diese Herangehensweise Probleme birgt, wird jetzt immer sichtbarer, denn wichtige Kompetenzen bleiben offenbar auf der Strecke, wenn die Internetkompetenz nur „nebenbei“ vermittelt wird. Vor allem sperrige Themen wie Urheberrecht und Datensicherheit werden ausgeblendet, wenn man sie nicht systematisch im Unterricht verankert. Weshalb die Bildungsverwaltung wohl nicht umhin kommt, hier noch die eine oder andere Vorschrift zu erlassen.

 

Was allerdings nicht bedeutet, dass Schulen keinen Handlungsspielraum mehr haben sollen: Es bleibt ihnen unbenommen, eigene Schwerpunkte zu setzen. Und es bleibt ihre Aufgabe, im Falle von Verstößen angemessene Konsequenzen zu ziehen. Auch hier zeigt sich sehr schnell, was einen guten Schulleiter ausmacht: Nicht dass er seinen Schülern so schnell wie möglich den Weg zum Abitur abschneidet, sondern dass er sie frühzeitig mit der Rechtslage vertraut macht. sve

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/papier-ist-geduldig/3950436.html

 

 

 


14.03.2011
15:09 Uhr
Dokumentiert

 

Hinweise zur Verwendung von fremdem geistigen Eigentum

Eine Berliner Schule lässt ihre Schüler folgende Erklärung unterschreiben, um Plagiaten im Unterricht vorzubeugen. Die "Hinweise zur Verwendung von fremdem geistigen Eigentum in Klausuren, Referaten und Hausarbeiten" im Wortlaut.

 

Liebe Schülerinnen und Schüler der Oberstufe,

 

wenn man sich mit einem Thema oder einem Sachverhalt beschäftigt, ist es grundsätzlich durchaus sinnvoll sich zu informieren, was andere kluge Menschen dazu gesagt und geschrieben haben. Im universitären Bereich gilt die Kenntnis der entsprechenden Literatur geradezu als Ausweis wissenschaftlichen Vorgehens und Arbeitens.

 

Es ist jedoch erforderlich eine Unterscheidung zwischen eigenen und fremden Gedanken zu treffen, deshalb sind zusammenhängende Texte aus Lehrbüchern, Sekundärliteratur und dem Internet, die in Klausuren, Referaten und Hausarbeiten verwendet werden,  grundsätzlich als Zitate zu kennzeichnen.

 

Ein Text wird auch dann nicht zur eigenständigen Leistung, wenn einzelne Wörter ausgetauscht werden oder die Reihenfolge der Passagen verändert wird. Als Quelle sind anzugeben: Autor, Titel, Erscheinungsort und Jahr, eventuell der Verlag und die Seite(n). Bei Texten aus dem Internet ist die vollständige Internetadresse mit Datum anzugeben.

 

Die Wiedergabe auswendig gelernter Passagen ist also, wenn sie als Zitate gekennzeichnet sind, nicht unzulässig, sie stellt aber eine recht niedrige Leistung dar, mit der man alleine keine ausreichende Note erzielen kann. Bei Klausuren und schriftlichen Hausarbeiten kommt es in erster Linie auf die geistige Durchdringung des Stoffes, auf die Erläuterung und das Herstellen von Zusammenhängen an, weiter auf argumentativ abgesicherte Urteile und Wertungen.

 

Das Verhältnis von Kenntnissen, intelligenter Verwendung der Fakten und begründetem Urteil liegt im Regelfall bei 30 : 50 (40) : 20 (30) %.

 

Nicht gekennzeichnete fremde Texte werden als Täuschungsversuch gewertet und führen dazu, dass die gesamte Klausur/Hausarbeit mit ungenügend bewertet wird.

 

Von den o.a. Hinweisen habe ich heute Kenntnis genommen.

 

Berlin, __________________

(Unterschriften der SchülerInnen des Tutoriums  ______ auf der Rückseite!)

vollständig:Tutor: _____

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/hinweise-zur-verwendung-von-fremdem-geistigen-eigentum/3949556.html