Seit einigen Wochen sind Kinder und Jugendliche die von Covid-19-Infektionen mit Abstand am stärksten betroffene Gruppe mit Inzidenzen in noch nie dagewesener Höhe.

Auch wenn die Krankheitsverläufe bei Kindern und Jugendlichen meist zunächst mild sind, birgt doch jeder einzelne Infektionsfall sowohl das Risiko einer schweren Erkrankung als auch das Risiko langfristiger Folgen (Long-Covid / Post-Covid). Die Tragweite dieser Folgen ist immer noch schwer einzuschätzen, vollkommen klar ist aber, dass Covid-19 auch für die Altersgruppe der Schüler*innen mittel- und langfristig absolut nicht frei von Risiken ist.

Welche Maßnahmen trifft die Berliner Schulverwaltung angesichts dieser dramatischen Lage? Keine.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier auf eine "Durchseuchungsstrategie" gesetzt wird bei einer Bevölkerungsgruppe, die sich nicht wehren kann.

Dabei gibt es ja schon erprobte und erfolgreiche Maßnahmen. Diese finden aktuell leider keine Anwendung - weil offenbar nicht sein kann, was nicht sein darf?

Wir können das Bedürfnis nach Normalität im Schulalltag sehr gut nachvollziehen, wir als Eltern haben das auch. Die Schulschließungen des vergangenen Jahres haben Schüler*innen viel abverlangt. Gleichzeitig halten wir es für grob fahrlässig, nicht JETZT die Vorbereitungen zu treffen für das, was unweigerlich auf uns zukommt: noch höhere Infektionszahlen und damit verbunden die Schließung von mehr Lerngruppen.

Wir fordern die Senatsverwaltung auf, dringend geeignete Maßnahmen zu treffen bzw. auch anzuwenden. Dazu gehören:

  • Prioritäre Behandlung von Schulen bei der Anordnung von Quarantäne durch das Gesundheitsamt und entsprechende Allgemeinverfügungen in allen Bezirken.
  • Schüler*innen müssen nach Quarantäne zeitnah in die Schule zurückkehren können. Wichtig ist dafür auch ein schneller Zugang zu kostenfreier PCR-Testung.
  • Reduktion von Kontakten im laufenden Schulbetrieb. Beispiel: Klassenfahrten sind gut und wichtig, als „Spreader-Event“ allerdings sehr teuer erkauft.
  • Kohortenmischung sollte aktuell wieder vermieden werden.
  • Schnelles Reagieren bei einzelnen Infektionsherden, auch wenn diese zunächst klein wirken.
  • Konsequentes Anwenden des Stufenplans.

Der Stufenplan ist übersichtlich und gut nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist allerdings, wie er angewandt wird. Gedacht ist der Stufenplan als Instrument, um das Infektionsgeschehen einzudämmen und flexibel reagieren zu können. Dass berlinweit nur 4 Schulen in Stufe „gelb“ sind und sämtliche anderen Fälle unter „grün“ (also kein oder einzelfallbezogenes Infektionsgeschehen) laufen, wirkt angesichts der hohen Inzidenzen der betroffenen Altersgruppen und aktuell 120 geschlossenen Lerngruppen geradezu absurd.

Deshalb unser Appell: jetzt handeln, damit nicht wieder ein landesweiter Lockdown nötig wird.