Die LEA-Sitzung vom 09.05.2025 hat sich mit dem Thema "Psychische Belastung und Wege und Möglichkeiten zur Erhaltung und Verbesserung der mentalen und psychischen Gesundheit bei Schüler*innen" befasst. Hier ist der ausführliche Bericht.
Inhaltsverzeichnis
Aktuelle Studienlange zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Vortrag Orcun Ilter, Vorsitzender des Landesschülerausschusses
Wie kann die psychische Gesundheit von Schüler*innen verbessert werden?
Vortrag Univ.-Prof. Dr. Claudia Calvano, Leitung der Klinischen Kinder- und Jugendpsychologie und -psychotherapie und Hochschulambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (FU Berlin):
Aktuelle Studienlange zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Prof. Calvano referiert die aktuelle Studienlage zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland und stellt Befunde aus drei großen, aktuellen Studien vor:
- die COPSY-Studie zur psychischen Gesundheit (2020 bis 2025)
- die Erhebung des Deutschen Schulbaromters: Wie geht es Schüler*innen? (2024)
- den BiPsy-Monitor – ein interdisziplinäres Langzeitprojekt zur schulischen und therapeutischen Versorgungslage (2024)
Das Ergebnis lautet, kurz gefasst: Kinder und Jugendliche sind erheblich belastet, und es gibt keine hinreichenden Angebote, um auf diese Situation gut zu reagieren.
1. COPSY-Studie
Hierbei handelt es sich um eine umfassende Langzeitstudie in Deutschland, bei der eine Stichprobe von 2.865 Familien befragt wurden, worin auch Selbstangaben von 1.967 Kindern / Jugendlichen enthalten sind. Die Studie wurde kurz nach Beginn der Pandemie (Frühjahr 2020) gestartet. Die Daten können mit Vordaten der BELLA-Studie (2014-2017) verglichen werden.
Links:
Die Studie hat die psychische Situation zu unterschiedlichen Zeitpunkten in etwa jährlichen Abständen untersucht. Im Ergebnis zeigen sich Wellen: Im ersten Pandemiewinter Ende 2020 stiegen die Belastungen deutlich. 2021 wurde es ein Stück besser, danach wieder schlechter, dann folgte eine langsame Verbesserung. Aber: Ende 2024 waren immer noch 13 bis 23% von verschiedenen Belastungsbereichen betroffen (gegenüber 15 bis 18% vor der Pandemie).
In der Studie wurden unterschiedliche krisenbedingte Faktoren untersucht. Es ist festzustellen, dass es Kindern und Jugendlichen große Sorgen macht, was in der Welt passiert. Die starke Zunehme krisenbezogener Situationen wirkt sich auf die Kinder und Jugendlichen aus, mit deutlichen Anstiegen der berichteten Sorgen von Herbst 2023 bis Herbst 2024: Vor allem Klimakrise, ökonomische Krise, Kriege und Terrorismus – diese Themen machen ca. 50 bis 70% der Jugendlichen Sorgen, also wirklich sehr, sehr vielen.
Auf der Suche nach statistisch relevanten Zusammenhängen (fachsprachlich „Risikofaktoren“) zwischen der persönlichen Lebenssituation der Kinder / Jugendlichen und einem hohen Sorgenpotenzial zeigt sich, dass überdurchschnittlich stark Kinder und Jugendliche betroffen sind, deren Eltern einen niedrigen Bildungsstand oder eine eigene psychische Belastung haben, die eine familiäre Migrationsgeschichte haben oder in engen Wohnverhältnissen leben. „Schutzfaktoren“ dagegen sind hoher Optimismus, ein starker familiärer Zusammenhalt und eine große soziale Unterstützung.
Untersucht wurden außerdem der Medienkonsum der Kinder / Jugendlichen und mögliche Zusammenhänge mit psychischen Belastungen. Insgesamt ist der Medienkonsum als hoch einzuschätzen. 40% der jungen Menschen nutzen Medien privat mehr als 4 Stunden pro Tag (die Hälfte von ihnen sogar mehr als 5 Stunden am Tag), außerdem noch zusätzlich 1 bis 2 Stunden für die Schule (Daten von Herbst 2024). Mit der Mediennutzung gehen Belastungen einher, Ausgrenzung und allgemein schädliche Empfindungen. Hohe Mediennutzung steht also in Zusammenhang mit mehr Stress, Ängsten und Depressionen. Das sind messbare Faktoren. In jedem Fall ist es wichtig, damit einen Umgang zu finden.
2. Deutsches Schulbarometer
Diese Erhebung wird jährlich von forsa im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung durchgeführt. Grundsätzlich handelt es sich um repräsentative Befragungen von Lehrkräften und von Schüler*innen an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Deutschland.
2024 wurden 1.530 Schüler*innen (8–17 Jahre) und ein Elternteil pro Schüler*in zu Fragen ihres psychischen und schulischen Wohlbefindens befragt.
Ein Kernergebnis der Studie ist, dass 12% der befragten Schüler*innen psychisch klinisch auffällig sind, das heißt, auf Basis der Datenlage wäre eine Psychotherapie hier recht deutlich indiziert. Hinzu kommen weitere 9%, die sich im Grenzbereich befinden, bei denen also zumindest genauer hingeschaut und abgeklärt werden sollte, ob eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt wäre. Insgesamt zeigen also 21% der repräsentativ Befragten psychische Auffälligkeiten.
Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf waren noch stärker betroffen (28% statt 21% insgesamt). Auch Kinder in Familien mit finanziellen Sorgen waren deutlich überdurchschnittlich betroffen (18% klinisch auffällig, gegenüber 12% unter allen Befragten).
Insgesamt geben 27% der Schüler*innen an, eine geringe Lebensqualität zu haben; nur 6% sehen sich in einer hohen Lebensqualität. Auch hier sind die Anteile von Schüler*innen mit den genannten Merkmalen erheblich größer als in der Gesamtgruppe der Befragten (75% der Kinder / Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten, 45% der Kinder / Jugendlichen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen, 37% der Kinder / Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien).
Sehr viele junge Menschen machen sich Sorgen: 39% wegen Kriegen, 25% wegen der Klimakrise. 20% der Schüler*innen haben Zukunftsangst. Aber auch schulischer Druck ist ein großes Thema, 26% der Schüler*innen sorgt sich wegen schulischer Leistungen.
30% der Schüler*innen fühlen sich einsam, manchmal oder oft. 14% der Schüler*innen sorgen sich häufig wegen Diskriminierungen aufgrund von Herkunft oder Hautfarbe.
Prof. Calvano zieht als Zwischenfazit:
- Jedes fünfte Kind zeigt Belastungen, fast jedes dritte Kind ist einsam.
- Es gab deutliche Steigerungen während der Pandemie, und noch immer liegen die Werte höher als vor der Pandemie.
- Kinder und Jugendliche berichten ein hohes Maß an Sorgen in Bezug auf die globalen Krisen: Krieg, Zukunft, Klima, und auch schulische Leistung.
- Risikogruppen: Armut, beengte Wohnverhältnisse, Migrationshintergrund, Kinder mit Förderstatus
3. BiPsy Monitor
Das interdisziplinäre Langzeitprojekt zur psychosozialen Versorgung in Schulen und Zugang zu Psychotherapie stellt zur Versorgungssituation an den Schulen fest: In allen Bereichen (Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeit, Schulpsychologie) ist nur ein Teil der Schulen ausgestattet – und ein sehr großer Teil der Schulen teilt mit, dass die vorhandene Versorgung den Bedarf klar nicht abdeckt.
Es wurden auch Psycholog*innen außerhalb von Schule befragt. – 707 Psychotherapeuth*innen. Bei ihnen kommen viele Anfragen nach Therapieren an, aber nur ein Drittel der Anfragenden erhält binnen vier Wochen ein Erstgespräch. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Therapie beträgt ein halbes Jahr. Und nur etwa die Hälfte der Kinder / Jugendlichen mit einem nachgewiesenen Bedarf erhalten überhaupt eine Therapie.
Insgesamt gibt es nennenswerte Zugangshürden zu therapeutischer Versorgung. Probleme sind zu wenige Plätze bzw. Kapazitäten für gesetzlich Versicherte. Es ist wahnsinnig schwierig, überhaupt die Informationen zu bekommen, wie man einen Platz bekommen kann. Hier ist das System insgesamt viel zu hochschwellig, das ist ein systemisches Problem. Es fehlt an professionellen Angeboten, die in die Breite gehen, die leicht zugänglich und erreichbar für viele sind. Das könnten beispielsweise auch Gruppenangebote sein – nicht immer und in allen Fällen ist eine Einzelpsychotherapie notwendig. Die Strukturen sind hier aktuell nicht gut ausgelegt. Es gibt Beispiele in anderen Ländern, wo beispielsweise mit Kurzzeittherapieren, mit schulbasierten Angeboten und anderen Verfahren sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Hier wären Transfer und Entwicklung wünschenswert.
Gut zwei Drittel der Therapeut*innen wünschen sich eine stärkere Kooperation mit Schule.
Die BiPsy-Studie formuliert als Fazit und Handlungsempfehlungen:
- Versorgungslücken innerhalb und außerhalb der Schule
- Dringender Ausbaubedarf: Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeit, Schulpsychologie
- Intensivere Kooperation Schule-Psychotherapie notwendig.
- Mehr Aufklärung und Entstigmatisierung emotionaler Belastungen erforderlich.
Angesichts der geschilderten Studienergebnisse und Erkenntnisse lautet das bereits eingangs benannte Fazit von Prof. Calvano: Kinder und Jugendliche sind erheblich belastet. Es gibt zu wenige Angebote in den Schulen und in der Gesundheitsversorgung, um auf diese Situation gut zu reagieren.
Fragen & Antworten:
F: Gibt es denn in Berlin eine engere Kooperation, Kontakte zwischen Wissenschaft und Senat?
A: Das wäre sehr wünschenswert, aber bislang fehlt es hier an Kontakten. Pilotprojekte wären wichtig, in Kooperation mit dem Senat, ressourcenschonend – z.B. auch mit Auszubildenden, Studierenden, …
F: Die „Elternbriefe“ brachten auch für Eltern wichtige Infos, auch zu Gesundheitsfragen.
Norman Heise: Das waren die Eltern(info)briefe vom Arbeitskreis Neue Erziehung (ANE). Der Senat hat diese Kooperation eingestellt, hat eine neue Kooperation mit ElternLeben begonnen, und hier wird das System jetzt wieder aufgebaut, die Elternbriefe erscheinen nach und nach neu. Das ist ein bereicherndes Angebot. Mehr Infos unter https://www.elternleben.de/elternmail-berlin/uebersicht/
F: Welche Empfehlungen gibt es an die neue Bundesregierung?
A: Es ist wichtig, die Therapieplätze konkret zu berechnen (bislang werden die Plätze für Kinder / Jugendliche nur als Schätzung ermittelt). Es muss mehr Geld in die psychotherapeutische Versorgung gesteckt werden. Schulen müssen zur Unterstützung mehr entsprechendem Fachpersonal erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie hat entsprechende Stellungnahmen geschrieben, um hier auch in den politischen Raum zu wirken. Kinder haben in diesem Bereich zu wenig Lobby.
F: Wie weit spielt die klassische Pubertät in diese Themen hinein – oder kommt die „oben drauf“, wie ist das einzuschätzen?
A: Einerseits wurde das ja auch benannt, ist aber in den Studien gut berücksichtigt – und kommt insofern obendrauf.
F: Gibt es Statistiken aus der Zeit vor Corona, und gibt es Erhebungen zu jüngeren Kindern?
A: Es gibt die KIGGS-Studie für 3- bis 17-jährige, mit 15.000 Befragten. Und auch die Studie „KIDS 0-3“ – und das ist eigentlich die Altersgruppe, wo die Weichen gestellt werden.
F: Gibt es Untersuchungen, wie sich die psychische Situation der Jugendlichen weiter entwickelt? „Verwachsen“ sich die Situationen, oder …?
A: Um das genau zu untersuchen, bräuchte man Längsschnittstudien, und die sind sehr, sehr teuer. Im Allgemeinen kann man sagen: bei einem Drittel der jungen Leute gehen die psychischen Belastungen deutlich zurück, bei einem Drittel bleibt die Situation ähnlich, und bei einem Drittel verschlimmert sich die Situation, zum Teil auch stark. Häufig ist es so, dass Menschen sich aus einer Krise nicht mehr vollständig erholen, die Krisenerfahrung hat die Person also vulnerabler gemacht. Mit jeder Belastung, die ich erlebe – Trauma, Krisen, Ängste –, werde ich umso verletzlicher für weitere Krisen. Wir alle erleben Krisen, das ist einfach so. Wichtig ist, robust zu werden, also zu lernen, wie ich mit der Krise so umgehen kann, dass sie mich nicht übermäßig belastet, nicht noch tiefer „herunterzieht“. Und nein, bei den allermeisten Menschen wächst das nicht heraus, sondern die Krisenerfahrung bleibt den Menschen erhalten.
F: Auch die Corona-Pandemie steht ja bei den Studien im Fokus, gibt es hier Nachwirkungen?
A: Das ist nicht in der Tiefe wissenschaftlich untersucht. Was da noch weiterwirkt, welche Veränderungen gar nicht unmittelbar Corona-bezogen sind, aber dennoch in der Pandemie ihre Ursache hatten …
F: Die Digitalisierung ist durch die Pandemie stärker in den Vordergrund gekommen, und in den sozialen Medien verstärkt sich das dann ja, plus die aktuellen Krisen, wirkt das zusammen?
A: Ja, wir alle sind durch und infolge der Pandemie sicher verwundbarer geworden, das ist common sense, wir haben uns als Gesellschaft nicht erholt. Aber genau wissenschaftlich untersucht ist das nicht.
F: Schule soll ja eigenverantwortlich handeln – das funktioniert aber immer wieder nicht gut, es gibt Angriffe und schwierige Situationen in Schulen. Eltern sind aber verpflichtet, ihr Kind in Schule zu schicken – wo dann sehr unterschiedlich mit besonderen Situationen, Bedarfen, usw. umgegangen wird. Es gibt also viele Faktoren in Schule, die großen Stress auf Kinder ausüben.
A: Ja, Schule ist ein sehr prägendes Umfeld. Deutschland ist da sehr sektoral organisiert – also Krankenversorgung, klinische Psychologie und Schule werden sehr getrennt betrachtet. Außerdem ist Schule ja Ländersache – das ist eine praktische Hürde. Aber wenn alle Sektoren zusammenkämen, alle ihre Ideen und Handlungsmöglichkeiten einbrächten, dann wäre einiges möglich. Auch die Finanztöpfe, SGB usw. sind stark sektoriert – auch das macht es sehr schwierig. Zum Beispiel lässt sich Psychotherapie in Schule nicht abrechnen.
F: Ist die unterschiedliche Situation von Schüler*innen in der Inklusion und in Förderschulen in den Studien abgebildet?
A: Das war kein Studienschwerpunkt und ist so nicht genau auffindbar. Aber das müsste benannt werden. Es ist wichtig, sich zu diesen Themen zu Wort zu melden, auf die Themen hinzuweisen.
F: Wenn ein Kind mit einer besonderen psychologischen Situation eingeschult wird, wie kann das denn in der Schule besser festgestellt werden, und wie kann dann das Kind gut unterstützt werden? Hier muss ja ein Umdenken stattfinden – Krankenkassen, Lehrkräfte, Schüler*innen, … müssen an einen Tisch.
A: Ja, es wurde schon viel versucht, viele Angebote kommen nicht zusammen, Präventionstöpfe werden nicht genutzt. Es gibt viel zu viele kleine Inseln, es fehlt etwas Flächendeckendes. Da müsste einiges zusammenkommen.
F: Liefern die Studien Hinweise darauf, dass ein Smartphone-Verbot an Schulen sinnvoll ist?
A: Vor allem der in den Studien enthaltene Hinweis auf den großen Stresspunkt Smartphone ist ein guter Ausgangspunkt.
Vortrag Orcun Ilter, Vorsitzender des Landesschülerausschusses:
Wie kann die psychische Gesundheit von Schüler*innen verbessert werden?
Orcun Ilter weist auf den Mental Health Month hin: Ist in Bezug auf Schüler*innen psychische Gesundheit überhaupt allgemein als Thema bewusst und anerkannt?
Was ist das Problem? Schüler*innen sind mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert:
- allgemeine Krisensituationen, wobei beispielsweise aktuelle Kriege und Konflikte auch in den familiären Bereich hineinreichen
- hoher Leistungsdruck (durch zeitlich enge Klausurphasen)
- Probleme im familiären Umfeld
- Streit mit Lehrkräften (oder auch der Schulleitung), oder Mobbing
- Zu den verschiedenen Themen gibt es kaum (bekannte) Angebote und Anlaufstellen für Schüler*innen, wer kann helfen, unterstützen
Welche Konsequenzen hat dies für Schüler*innen?
- Schüler*innen fühlen sich im Stich gelassen.
- Die genannten Themen können auch Ursache von Gewalt sein.
- Umgang mit politischen Themen in der Schule ist schwierig.
- Unkontrollierte Mediennutzung kann eine Folge sein.
- In der Folge kann es zu Leistungsabfall und/oder körperlichen Symptomen kommen.
Die aktuelle Situation ist, dass Vertrauenslehrkräfte von Schüler*innen häufig nicht wahrgenommen oder auch nicht angenommen werden. So ist es für Schüler*innen unklar, an wen sie sich in der Schule wenden können. Wie weit Buddy-Projekte „funktionieren“, ist nicht so klar. Das SIBUZ ist unter Schüler*innen praktisch nicht bekannt und entfällt dadurch faktisch als Anlaufstelle. Das Thema psychische Gesundheit betrifft Grundschule genauso wie weiterführende Schulen. Beispielsweise zum Thema Ukraine wurde da wenig gemacht. Hinzu kommt jetzt der Probeunterricht im Übergangsverfahren als Situation für Leistungsdruck unter Grundschüler*innen.
Der Landesschülerausschuss fordert:
1. Multiprofessionelle Teams
- zur Entlastung von Lehrkräften
- Feste Teams mit Schulpsycholog*innen, Schulsoziarbeiter*innen, …
- Ziel ist eine ganzheitliche Unterstützung der Schüler*innen (emotional, sozial und schulisch)
2. Aufklärung zur psychischen Gesundheit in der Schule
- Den Schüler*innen sind wenige Angebote / Anlaufstellen bekannt.
- Gerade das SIBUZ ist bei Schüler*innen nicht bekannt.
- Es ist wichtig, neue und alternative Info-Wege zu nutzen. Es gab zum Beispiel Projekte von Schüler*innen in unterschiedlichen Schulen, die Infos in Schultoiletten aufgehangen haben – ein besonderer, aber wichtiger Rückzugsort, so dass Infos hier besonders gut „ankommen“.
3. Weiteres / Verschiedenes
- Keine Hausaufgaben im klassischen Sinn (die benotet werden, …)
- Klausurphasen gerade in der Oberstufe dürfen zeitlich nicht so eng sein
- Fächerübergreifenden Umgang mit psychischer Gesundheit – auch mit Einschluss des Themas Empathie, Infos über Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten
- Stärkung der Schulsozialarbeit (eine*r pro 400 Schüler*innen)
4. Schulfach psychische Gesundheit
- Als Wahlpflichtfach in Sek I
- Ziel: besserer Umgang mit Stress, wohin kann man sich wenden, …
- Achtsamkeit im Unterricht zur Stressreduktion
- eher ein langfristiges Ziel …
Nähere Infos und Positionspapiere auf der Website des Landesschülerausschusses.
Fragen und Antworten
F: Der LSA fordert mehr Schulsozialarbeit, mehr Schulpsychologie … Wie seht ihr das angesichts der aktuellen Haushaltsdebatten? Wäre hier ein Schutzwall über dem Thema wichtig, fühlt ihr euch eingebunden und gesehen?
A: Bezüglich der Kommunikation ist Luft nach oben, auch wenn es aktuell angesichts Haushaltslage und Fachkräftemangel schwierig ist. Dennoch wären Entlastungen der Schüler*innen möglich, man könnte mehr auf Schüler*innen zugehen. Einfach mal die Frage zu stellen, wie es einem geht – das kommt kaum vor, wäre aber wichtig.
Die Bundesschülerkonferenz macht gerade eine Kampagne zum Thema.
F: Zu eurem Vorschlag eines Schulfachs psychische Gesundheit: Habt ihr Gedanken, wie es gelingen kann, die Themen in der Breite der Schulgemeinschaft und mit der nötigen Haltung der Pädagog*innen zu adressieren? Um die Themen letztlich breit in der Schule zu platzieren (und nicht nur in einem Fach)?
A: Genau, denn auch ein Wahlpflichtfach erreicht ja längst nicht alle. Aber die Situation ist ja, dass psychische Gesundheit aktuell fast gar nicht vorkommt – und gegen diesen Zustand richtet sich die Forderung konkret.
F: Die Unfallkasse Berlin hat mal einen Maßnahmenplan / Empfehlungen zu psychischer Gesundheit herausgegeben – z.B. mit „notenfreien Zeiten“ u.ä., habt ihr dazu eine Position?
A: Zu Noten an Schule gibt es eine LSA-Position, die weg geht von einfachen Zahlen und hin zu genaueren Darstellungen von Stärken und Entwicklungsbedarfen. Das ist aber nicht spezifiziert zum Thema psychische Gesundheit.
F: Teilst du das Gefühl, dass zum Teil Aufgaben auf Schüler*innen übertragen werden (z.B. Buddy-Projekt), die eigentlich Aufgaben von Erwachsenen sind?
A: Anerkennung wäre schon sehr hilfreich – im Allgemeinen, aber im Besonderen für auch für ehrenamtliches Engagement. Es wäre sehr wichtig, dass ein besonderes Engagement (zum Beispiel in der Schülervertretung, in der politischen Bildung, …) auch wahrgenommen und offiziell gewürdigt wird. In manchen Bundesländern gibt es das.
F: Wäre nicht eine Idee, einmal die SIBUZ in die Bezirksschülerausschüsse (BSA) einzuladen?
A: Genau das wird zum Teil gemacht, aber nicht alle BSA’s sind so aktiv, und dann muss es ja auch gut in die Schulen und zu vielen Schüler*innen dort weitergegeben werden. Da kann der BSA zwar etwas machen, aber der Weg ist relativ weit. Und in jedem Fall liegt hier auch eine wichtige Aufgabe bei den Lehrkräften.
F: Würde es Sinn machen, auch als LSA auf das Thema insgesamt und auch auf verschiedene Anbieter aufmerksam zu machen, zu verlinken, über Social Media, usw.
A: Das machen ja Schüler*innen immer wieder, auch eigenständig in den Schulen (siehe das vorhin genannte Beispiel, Infos in den Toilettenräumen auszuhängen). Es gibt den LSA-Kongress und vieles mehr. Aber was gelesen wird, was weitergegeben wird, usw., das ist tatsächlich eine Schwierigkeit. Da funktionieren die Strukturen nur eingeschränkt.